Different States
Sarajevo Safari so heißt ein Roman des Autors Otmar Jenner, der in den 90er Jahren als Korrespondent aus dem Bosnienkrieg berichtet hat. Jenner zeichnet das Bild einer zynischen Allianz zwischen Jägern und gejagten, vermeintlichen Aufklärern und der Bevölkerung einer Stadt, die zwischen allen Interessen einfach nur überleben will. Sarajevo Safari, etwas mehr als 20 Jahre danach: Neun Studierende aus dem Masterstudio Kultur und Identität erkunden die bosnische Metropole für knapp 10 Tage. Ihre „Bewaffnung“ besteht aus Kameras, Notizblock, Aufnahmegerät sowie die Gnade der späten Geburt. Wie sehen, übersetzen interpretieren jungen Studierende eine Stadt, die eine vierjährige Belagerung mitten in Europa zu Zeiten ihrer Geburt auszuhalten hatte?
Der Krieg obschon lang vorbei, hat noch immer eine unheimliche Präsenz in der Stadt. Viele Menschen sprechen unsere Sprache, erzählen von Flucht und Asyl in Deutschland. Das historische Museum widmet einen ganzen Raum der Belagerung. Beinahe ungläubiges Erschaudern stellt sich bei der Betrachtung rudimentär zusammengeschweißter Kochgelegenheiten, Generatoren und Wasserspeicher ein. Im komfortablen europäischen Norden lebend, scheint es unvorstellbar, vier Jahre ohne Strom und Wasser existieren zu können. Mitten in Europa. Die Recherchen und Bildfindungen der Studierenden thematisieren den Elefanten im Raum nicht. Allerdings verleugnen ihre Untersuchungen keinesfalls den historischen Hintergrund.
Für die Publikation Different States fordert das Dunkle die Gestaltung heraus. Die Lösung ist so pur wie logisch. Außen zunächst, die Copy-Art der 1990er Jahre zitierend, muss jede einzelne Seite händisch aufgetrennt werden. So entfalten sich im Wortsinn die farbigen Zwischentöne der Gegenwart. Die Vielschichtigkeit der Projekte und Recherchen wird durch die Gestaltung ins Entschiedene überführt.